Neubau - Reparatur - Klangoptimierung - Bogenreparatur - individuelle Einstellungen - Meister

Neubau

Der Neubau ist das Lieblingskind eines jeden Instrumentenbauers. Schade, dass nicht mehr Zeit dafür bleibt, müssen doch umfangreiche und aufwändige Restaurationen zeitnah ausgeführt werden, sodass der Musiker sein Instrument so schnell wie möglich wieder spielen kann. Wir haben jedoch mit der Erweiterung unseres Personalstandes eine Möglichkeit gefunden, die Entstehung neuer Instrumente zu beleben. In unsere Meisterwerkstatt entstehen so ca. 4 - 5 Instrumente pro Jahr. Je nach Modell und Kundenwunsch fertigen wir unsere Bässe im Sinne alter italienischer Tradition nach Innenform oder wir "schachteln" die Zargen frei auf, eine Methode, welche im Musikwinkel noch heute praktiziert wird. Ein hochwertiger Spirituslack nach Cremoneser Tradition rundet unsere Instrumente ab.

Reparatur

Die meisten Reparaturen sind die Restauration von Rissen. Diese entstehen durch Gewalteinwirkung oder durch unsachgemäße Lagerung. Je schneller wir ein Instrument mit einem Riss zur Reparatur bekommen, desto einfacher ist die Reparatur, da sich in alten Rissen Schmutz und altes Kolofonium ansammelt, welches dann vor der Verleimung erst mühevoll herausgewaschen werden muss. Eine fachmännische Reparatur sieht zudem vor, den verleimten Riss mit Rissbelegen zu verstärken. Bei großen Schäden am Kontrabass muss daher für solch eine Reparatur der Korpus geöffnet werden, um an die defekten Stellen zu gelangen. Bei kleineren Rissen haben wir eine Möglichkeit entwickelt, den Riss "laproskopisch" zu belegen. Das hat den großen Vorteil, dass das sehr aufwändige und kostenintensive Aufmachen und Verleimen der Decke entfällt.

Natürlich ist das nur ein kleiner Auszug der Reparaturen welche im Zuge einer Restauration durchgeführt werden.

Klangoptimierung

Das perfekte Zusammenspiel von Steg, Stimmstock und Saiten ist der Zauberschlüssel eines optimalen Klanges. Diese drei Ansatzpunkte bilden die Hauptkomponenten, an denen der Instrumentenbauer "drehen" kann, um eventuelle Klangdefizite zu beheben. Hierbei spielt die Erfahrung des Meisters eine besonders große Rolle, lassen sich doch z.B. nur durch Verändern der Stimmstockposition die Schwingverhältnisse in einem Instrument komplett neu anordnen. Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass eine perfekt angepasste Stimme Voraussetzung für den Erfolg ist. Das Gewicht des Steges, die Höhe des Untersattels, der verwendete Saitenhalter oder Anhängesaite sind nur einige Faktoren, welche den Klang positiv oder negativ beeinflussen können. Da jeder Bass anders auf gewisse Einstellungen reagiert, muss jedes Instrument individuell optimiert werden. Technische Erneuerungen wie das Moser Patent (das sind Höhenverstellschrauben für den Steg), spezielle Anhängesaiten aus flexiblem Kunststoff, bis hin zum Stimmstock aus Carbon kommen bei diesem Tuning des Öfteren zum Einsatz.

Bogenreparatur

Durch das vielen Spielen müssen Bogenhaare in regelmäßigem Abstand ersetzt werden. Dies merkt der Musiker, wenn der Bogen nicht mehr "greift". Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf eine hohe Haarqualität und auf eine der Bogenstange optimal angepasste Haarmenge. Der Rat, viel hilft viel, ist hier ein ganz falscher Ansatz, da zu viele Haare einen Bogen schwerfällig und dumpf im Klang machen und dem Klang die Strahlkraft rauben. Die Spannkraft der Bogenstange auf der einen Seite, steht dem Zug der Haare gegenüber, so würde z. B. ein einzelnes Haar von der Kraft der Bogenstange abgerissen werden, zu viele Haare aber die Spannkraft der Stange überfordern, was zu wenig Zug auf den Haaren zur Folge hätte. Die Folge ist, dass der Bogen die Haare zwischen Stange und Saite einklemmt und die Haare dadurch schneller kaputt gehen.

"Überlebt" eine Bogenstange einen Sturz auf den Boden ist dennoch in vielen Fällen die Kopfplatte abgebrochen. Diese schützt die Bogenspitze und sollte recht rasch ersetzt werden, da ansonsten das ungeschützte Holz beschädigt und unwiederbringlich abgenutzt wird.

individuelle Einstellung der Spielbarkeit

Da verschiedene Musikstile auch verschiedene Anforderungen an die Bespielbarkeit eines Kontrabasses haben, sollte jedes Instrument auf den Kunden und dessen Wünsche angepasst werden Das Um und Auf einer guten Spielbarkeit steht und fällt mit einem perfekt abgerichteten Griffbrett. Dabei wird mit einem Handhobel und ganz wenig Eisen das Griffbrett leicht hohl ausgearbeitet um zu gewähren, dass von jedem Griffpunkt aus die Saite optimal schwingen kann. So bieten wir dem Kontrabassist ein Spiel ohne überschüssigen Kraftaufwand bei vollem Klang. Erst jetzt kann mit einem Stimmstock und einem neuen Steg die Saitenlage und das Setup vervollständigt werden. Hier ist darauf zu achten, dass sowohl der Stimmstock als auch die Stegfüße perfekt an die Bassdecke angepasst werden müssen, um eine optimale Schwingungsübertragung von den Saiten zum Korpus zu gewähren. Zudem sollte der Steg so aufgeschnitten werden, dass so wenig Holz wie möglich (ein schwerer Steg schwingt nicht gut sondern dämpft eher) aber soviel Holz wie nötig (genügend Stabilität für die physikalische Belastung) am Steg verbleibt.

Sind dann noch Ober- und Untersattel noch kontrolliert und angepasst worden, steht einem angenehmen Spiel nichts mehr im Weg.

Johannes Schuricht

Johannes Schuricht ist Geigenbaumeister und verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz bzgl. Kontrabässen. Als Bassist ist er beseelt von der

Idee, den perfekten Kontrabass zu erschaffen - und zu spielen 😉

meisterbrief

Reparatur und Neubau mit handwerklicher Präzision